Schon wieder klingelt der Wecker früh, schon wieder geht es die Berge hoch – die Spielrunden der H2-Reservestaffel gleichen sich aktuell stark. Glücklicherweise bleibt aber auch die Kadergrösse gegenwärtig sehr konstant, trotz Abwesenheiten von Kilae (Tschechei, weniger Glück als wir), Jüli (Drachenzähmen leicht gemacht) und Hurdi-san (Mailänderli backen für die Kleinfamilie) waren drei komplette Blöcke in der leichtverschneiten Tiefgarage zu Flims anzutreffen. Die Laune war grundsätzlich gut, einzig Gile motzte aus zweierlei Gründen etwas herum: Erstens musste er aufgrund vergessener Tenus dem Team der Desertina Bulls eine Wagenladung Bier zukommen lassen, zweitens hatte er eine nicht allzu lange Nachtruhe verbracht und fragte sich, warum er bloss aufgestanden sei. Die im besten Beton-Brutalismus-Stil gehaltene und mit „Bazenheit“ beschriftete Garderobe mochte er jedenfalls nur ungern mit dem wohlig-warmen Bett tauschen.

Mit dem falschen Fuss aufgestanden – das galt ganz offensichtlich auch für die Ostschweizer zum Startschuss der Partie gegen Tuggen-Reichenburg II. Für gewöhnlich sind die Toggis ja regelrechte Morgenmenschen, diesmal befanden sie sich aber im Dämmerzustand einer Schleiereule zum aktuellen Glockenschlag. Gleich mit einem der ersten Angriffe traf die Tuggen Selection verdeckt zum 1:0, auch danach blieben die Schwyzer am Drücker. Das 2:0 folgte nach einem Abpraller von der federnden Bande, wobei sich der Typ mit dem Gitter im Gesicht nicht gerade mit Ruhm bekleckerte. Und als dann der United-Express erstmals langsam Fahrt aufgenommen hatte, wurde doch nach einer physisch (zu?) intensiven Abwehrarbeit der Kombo Joista/Sportchef tatsächlich ein Elfmeter ausgesprochen. Der Angreifer im weiss-orangen Tenu liess dem bedauernswerten United-Schlussmann keine Chance und dürfte somit auch für zukünftige Penaltyschiessen der Nationalmannschaft aufgeboten werden, United II lag nach bloss zehn Spielminuten völlig ungewohnt mit drei Längen zurück. Glücklicherweise gelang es nun aber, die Tourenzahlen merklich nach oben schnellen zu lassen. Eröffnet wurde die Toggi-Torehatz nach einem präzisen Pass von Gitzi durch Gile, welcher also schon einmal einen ersten Grund für das Aufstehen gefunden haben sollte. Noch vor der Pause traf der Musterprofi Gitzigätz, welcher nur gemäss unbestätigten Gerüchten am Freitagabend noch bei Tranksamen und Raclette auf dem Bräckerplatz erspäht worden war, nach einer sauberen Vorlage des Captains Ugi zum Anschluss. Der Kurs stimmte nun – doch würden die St. Galler den Fuss auf dem spielerischen Gaspedal belassen können?

Nach der Pause wirkten die Spieler von Tuggen-Reichenburg wieder gefestigt, setzten sie doch nun plötzlich auf eine saubere Defensivleistung anstelle ihrer effizienten, aber defensiv anfälligen Angriffspower. Tatsächlich tat sich der Käfig voller Narren aus dem Thurtal äusserst schwer damit, bis kurz vor Schluss gelang der Ausgleich nicht. Töbeli, dem es irgendwie so gar nicht lief, liess nun aber einen veritablen Geniestreich folgen: Mit einer zu heftigen Stockaktion spedierte er sich selber auf die Strafbank. Somit nahm er sich selber aus dem Spiel, mehr Platz auf dem Terrain war die logische Konsequenz. Und in Unterzahl gelang doch tatsächlich das nicht mehr Geglaubte: Erst glich Lario Luchs nach einem weiten Zuspiel des Erzherzogs aus, danach knüpfte erneut Gitzigätz dem Tuggen-Powerplay den Ball ab, zog alleine auf das Gehäuse und brachte Schwarz-Gelb mit dem zweiten Shorthander in Front. Der Faden war dadurch beim Kontrahent endgültig gerissen: Ein regelwidriges Ballstoppen im Schutzraum brachte nun den Toggenburgern den Penalty ein, welcher vom ebenfalls Nati-Ambitionen hegenden Sportchef aufs Souveränste zum 5:3 verwandelt wurde. Weniger souveränd stellte sich indessen Gitzi in den Schlusssekunden an: Da er schon drei Scorerpunkte verbucht hatte, liess er den Auswurf von HJS ungenutzt – er traf doch tatsächlich stehend (!) zwei Meter (!) gerade (!) vor dem Tor nur den Pfosten. Das Entscheidungsgremium in Sachen Scorerliste entschied rasch und undiplomatisch: Bodo erhält den Assist, Gitzi bringt dafür das Bier. Mit 5:3 endete somit ein Spiel, in welchem die Toggi-Pläuschler lediglich in den letzten fünf Minuten das gewohnte Niveau erreichten.
Im Pausenjass stimmte dann die Flughöhe von Anfang an: Im ersten Durchgang lag Joista schon früh in den Seilen und konnte seine Niederlage trotz kämpferischem Schlussspurt nicht abwenden, den Sieg trug Chlörli davon. In der Reprise gelang Joista beinahe die sofortige Korrektur, doch Hugis Aufruf „Rettet den Luchs!“ erfreute Tier- und Jassfreunde gleichermassen, so dass schlussendlich zwar doch Lario niedergestreckt wurde, der Kapitän aber den Erzherzog doch noch überflügelte. Zwischendurch gab es Wienerli mit Hörnlisalat, die lukullischen Genüsse reissen an den toll organisierten Heimrunden nicht ab. Schliesslich wurden dann aber doch wieder zögerliche Aufwärmbewegungen auf dem Parkett des Vorhallenbereichs ausgeübt, warteten doch zum Startschuss der Rückrunde die Appenzeller Reservisten auf United – im Hinspiel gab es eine gerechte Punkteteilung.

Ganz offensichtlich erinnerten sich die Toggis aber doch stärker an den jüngeren 8:1-Testspielerfolg, jedenfalls legten sie gleich los wie die Feuerwehr. Bereits nach wenigen Spielminuten lancierte Pirmin den beflissenen Pocahontas, welcher mit einem seiner ebenso unerwarteten wie gefürchteten Distanzdonner das erste Tor herbeiführte. Dem Initialtreffer folgte rasch das 2:0, Lario luchste einmal mehr einem Gegner den Ball ab und traf präzise und solo. Zwar liessen die Genossen aus dem Churfirstental noch die eine oder andere Chance aus, der Gegner war indessen aber auch nicht sonderlich bemüht, die Null auf der Matchuhr zu verändern.

Nach der Pause gab es dann keine Diskussion mehr, ob sich das Aufstehen denn auch gelohnt hätte: Gile legte gleich einen Lauf über das ganze Feld hin, spielte mit Neo-Topscorer Gitzi einen Doppelpass und erhöhte in klassischer Säuftfix-Manier eiskalt zum 3:0. Noch klassischer waren da nur die nachfolgenden Sekunden: Jahrelang hatten sich viele Gegner, Schiedsrichter und – zumindest gerüchteweise – auch eigene Spieler gefragt, warum der Präsident beim Anspiel immer auf der Bande sitzt. Der 9. Dezember 2018 sollte endlich die Antwort liefern. Chlörli gewann das Bully, der Ball landete direkt beim bandenfixierenden Rust. Mit filigraner Technik tankte er sich in Richtung Tor durch, überwand spielend seine beiden Gegner und traf nur wenige Sekunden nach dem 3:0 schon wieder. Der Schlusspunkt blieb aber dem Möchtegern-Langschläfer vorenthalten: Ein Geschoss von Pit dem Jüngeren blieb kurz vor der Torlinie liegen, ein Schubser mit dem Stock brachte den Ball ins Gehäuse und das ebenfalls jüngere Kellerkind zum spielübergreifenden Hattrick. In den Schlussminuten mussten die United-Recken nochmals um die Null bangen, ins Zittern kam aber glücklicherweise (wohl) nur die Latte. Mit 5:0 wurde ein deutlicher und diesmal auch klar verdienter Erfolg bis in die Raststätte Glarnerland hinunter gefeiert.

Die Statistik wird durch die jüngsten Erfolge weiter aufpoliert: Nebst dem Leaderthron können die lästigen Musikanten aus downtown Bazenheid neu auch die beste Defensive und die beste Offensive für sich beanspruchen. Trotzdem denken der Teammanager sowie Trainer Silvie van der Star aufgrund des bald schliessenden Transferfensters über eine bis zwei gewichtige Offensivverstärkungen nach – allfällige Pressemitteilungen folgen baldmöglichst. Zuerst aber stehen die traditionellen Adventsaktivitäten an – bei genügend Schneefall wird nebst dem Eishockey sicherlich auch wieder einmal der Sprung auf den Hornschlitten gewagt. Mitte Januar 2019 geht dann die sportliche Mission weiter, insbesondere die aufstrebende Horde vom Pfannenstiel dürfte alles daran setzen, der Ostschweizer Spassgesellschaft die Suppe noch zu versalzen. 


In Flims im Schnee: Lario Luchs, Tobiaschwili, el Presidente, Jörgerl Watumba, 320 Ruten, Ragoul, Pirmin, Hügli, Silberstern, Pocahontas, Gitzigätz, Samwise, Pit Sahat, Egil-san Kenobi, der übernächtigte Gile, derjenige von schattenhalb des Lindenläufs.