Früher Montagmorgen, aufgrund der aktuellen Game-of-Thrones-Hysterie gerät die Nacht sowieso etwas kürzer. Doch was muss da der geneigte Unihockeyspieler aus dem Toggenburg feststellen? Die Knie gleichen denen eines Malle-Touristen von der brexitierenden Insel, Waden, Kniekehlen und Oberschenkel schmerzen wie nach einem Chelli-Kondiprogramm. Der Kopf schmerzt leicht, der linke Auswurfarm ist müde, das Sprachvermögen ist etwas in Schieflage, was wohl nur einem Musikeinspieler nach häufigem Torerfolg geschuldet sein kann – irgendwo im Hinterkopf trällert auch noch die Einlaufmelodie von Dart-Gott Adrian „the Jackpot“ Lewis, die wird es wohl gewesen sein.

Rasch kommt die Götterdämmerung: Alle Anzeichen deuten auf ein intensives Unihockey-Wochenende in Sarnen hin, wo wie stets das beste Herren-2-Team gesucht wurde. Die Toggenburger kämpften einmal mehr ehrbar an verschiedenen Fronten, auch wenn in diesem Jahr die Ostschweizer Brigade aufgrund des Fernbleibens der Herisauer Gspänli (Bericht-Ausrede ausbaubar) noch etwas kleiner geworden ist. Der sportliche Erfolg lässt sich aber durchaus sehen, was sich in drei Kapiteln ausführlich beschreiben lässt.

Kapitel 1: Verlieren will keiner

Der arglistige Waschbär hatte den Toggenburgern einen Frühstart eingebrockt, schon um 8.20 Uhr mussten sie auf der Matte stehen. Die zweifelhafte Idee des scheidenden H1-Trainers, am Vorabend noch den Saisonschluss zu begehen, erwies sich da nicht gerade als förderlich. Somit geriet die Nachtruhe für einige Akteure kurz, immerhin durfte das Turnier auf dem grossen Feld eingeläutet werden – hier sind die Toggis immer besser. Das Startspiel gegen die Hausherren gelang nicht übel, der Präsi – nebst Kilae und dem Schreiberling der einzige Akteur mit reinem Absenzenheft in Sarnen – eröffnete für United II. Nach einem Schreckmoment („Pfoste-Pfoste-use“) schien der Sieg schon in Reichweite, doch fiel der Ausgleich der Sarner doch noch, offizieller Torschütze war mit HJS aber ein eigener Recke. Sarnen hatte mehr Ballbesitz, United bessere Chancen – die Punkteteilung war also verdient.

Nach einer Jasspause – die Veteranen Bodo und Kilae lehrten Pirmin und Rust das Fürchten – ging es weiter auf dem kleineren Feld. Der HCR II gehört zusammen mit den Toggis zu den letzten Fundamenten des Breitensportgedankens, wühlen sie doch nach wie vor in den Gefilden der vierten Liga. Die Duelle gegen die Winterthurer sind stets nichts für Zartbesaitete, so auch heute: Clever legten die Gelben (also nicht wir) immer wieder vor, die Toggis waren aber nie um eine Antwort verlegen. Der Sportchef traktierte unabsichtlich, aber schmerzhaft mit seinem Ochshund den gegnerischen Schlussmann, seine Begründung (bi ösem Goalie hauemer ämel fester zue) ist indessen nicht von der Hand zu weisen. Glücklich, wer da auf einen Backup zählen darf – am zweiten Unentschieden des Tages änderte sich aber nichts mehr. Schliesslich ging es gegen die Vipern aus Schwyz um die Playoff-Meriten. Auch wenn diese eine Liga höher spielen, sind sie eigentlich ein Ebenbild von Toggi II in Sarnen: einige Routiniers, guter Altersmix und knappes Kader. Der jüngste Toggi in der Person von Schwizers Jögi spielte gut auf und brachte die Toggis auf Kurs, allerdings zeigten sich die Vipers bei Rückschlägen effizient, die Ostschweizer bei Vorsprüngen hingegen als genügsam. Nicht wirklich überraschend blieb es auch hier bei einer Punkteteilung. Glücklicherweise waren die Waschbären selber häufig erfolgreich, damit rutschten die Toggenburger vergleichsweise komfortabel als Zweitklassierte in die Zwischenrunde.

Kapitel 2: auf zu neuen Ufern

Noch ungeschlagen in die Zwischenrunde – das gibt Auftrieb. In der Jasspause wurde Neojasser Pirmin verdankt und durch den routinierteren Partyboy an der Seite von Rüstü ausgetauscht, ein erster Jasserfolg gegen Bodo/Kilae liess aufhorchen. Danach ging es im Duell der Zweitplatzierten gegen Uetigen zur Sache. In den Startminuten schienen die zur Wiederaufladung der Batterien eingenommenen Gebräue aus portugiesischen Gefilden noch etwas nachzuwirken, doch urplötzlich kam der Schwung – und diesmal so richtig: In den 30 nicht effektiven Spielminuten trafen die Toggis wie am Schnürchen, ganz offensichtlich war der gegnerische Keeper nicht mehr so frisch. Gleich neun Treffer fielen für die an diesem Turnier in neuen Gewanden auflaufenden St. Galler, erst spät erlaubte der Schwiizersbueb den Emmentalern doch noch einen Treffer, bevor er sich aufs Pferd setzte und in Richtung Bernbiet davonritt.

Nun blieb man also schon den gesamten Samstag ungeschlagen – damit hatte nun wahrlich niemand gerechnet. Beim Brechen des Fastens zum Apéro wurde kurz der abwesenden Herisauer gedacht und manch fröhliches Liede angestimmt, ehe es traditionell ans gemütliche Galadinner ging. Bei Salat, Gemüse, Polenta und Poulet kamen nicht nur die lukullischen Interessen von 1.609km voll zum Tragen, ein leckeres Dessert rundete die Sache konvenabel ab. Den Rotwein zu diesem Festmahl kredenzten Colin und Bodo dank ihres grossartigen Schiedsrichtereinsatzes, weitere Tranksame liessen bei diesem munteren Zusammensein nicht auf sich warten. Auf den Tribünen der Dreifachhalle wurde danach der Superfinal in 4k-HD verfolgt, erste Zipperlein machten sich aber insbesondere bei den angejahrten United-Recken bereits bemerkbar. Weiter ging es in den Bunker, wo den treuen Toggenburgern gar das Anrecht auf einen eigenen Schlag zugestanden wurde, wobei natürlich erst noch ein kurzer oder längerer Umweg über die Alpnach-Chnelle genommen wurde, wo tatsächlich betreutes Trinken im Angebot steht. Silvie tanzte sich bis in die frühen Morgenstunden einen Wolf, da hielt der Knöchel von Partyboy nicht ganz mit, so dass ein Einsatz von unserem Bully-Spezialisten zu diesem Zeitpunkt noch in den Sternen stand.

Oh wie schön ist doch Sarnen in den frühen Morgenstunden: Diesmal war richtiggehendes Ausschlafen angesagt, da (schon wieder) das erste Spiel für United II anstand, diesmal aber nicht noch zwei volle Wegstunden draufgeschlagen wurden. Der Knöchel von Partyboy wurde durch eine Fussstütze aus Zwickerschem Hause gut verschnürt, verbunden mit Restalkohol schien somit ein Einsatz ausser Zweifel zu stehen. Nach erquickender Dusche und schmackhaftem Frühstück ging es gegen GC ans Werk. Die Vorarbeit von Gitzi hätte dann etwas professioneller sein können, hatte er doch die Unparteiischen zuvor beim Frühstück bereits leicht desavouiert. Dennoch blieb das Glück den Toggenburgern hold: Bollxiger zeigte sich vorne und hinten beflissen, der Sportchef traf gar vom Elfmeterpunkt. Eine beruhigende 4:1-Führung wurde souverän zu einem 4:3-Endstand verwaltet, die Türen zum Halbfinale standen also weit offen.

Im abschliessenden Gruppenspiel musste aber dafür gegen Schüpbach mindestens ein Zähler eingefahren werden. Auf dem kleineren Feld erwiesen sich die United-Edelreservisten erneut nicht ganz so sattelfest. Zwar waren Pirmin, Gitzi und Zwickie äusserst beflissen und immer noch unglaublich tiffig unterwegs, doch wurden dem Gegner auch hie und da auch freie Bälle zugeschanzt. Somit endete das Spiel fast deckungsgleich mit der Vorpartie: Eine geringe 5:4-Führung wurde durch mehr oder minder präzise Pässe exquisit über die Zeit gerettet.

Kapitel 3: knappe Niederlage und versöhnlicher Abschluss

Noch ein letztes Mal hiess es lange warten, bis zum Halbfinale vergingen noch drei Stunden. Aufgrund ihrer Käseliebe wurden die Toggenburger Touristen beim Mittagsschmaus tatsächlich für Emmentaler gehalten, bei Kaffee und Kuchen konnten hernach Rüstel und Partyboy in der Jassaffiche weiter verkürzen, der Wochenendsieg ging aber dennoch an das Schnupfsprüche-Duo. Dann stand die zäheste Aufgabe auf die United-Gang an: Mit dem UHC Sarganserland wartete ein vormaliger Turniersieger, welcher zwei Ligen höher zockt und noch besser rangiert war, als jene Mannschaft, welche unser Herren I eine Liga tiefer schickte, auf die Toggenburger Leichtgewichte. Dass die Aufgabe kein Pappenstiel werden würde, war spätestens nach dem ersten Zorro-Treffer der Sargaaser klar. Doch auch die Toggenburger hatten Trümpfe im Ärmel: Der angestachelte Sportchef überwand rasch das halbe Spielfeld und hämmerte einen Ball aus spitzem Winkel mit der Rückhand ins hohe weite Eck. Die Kantonsrivalen blieben aber immer eine Schippe voraus, so dass auch ohne Torhüter trotz guter Chancen der Ausgleich nicht mehr fallen wollte – die Halbfinalniederlage fiel mit 3:4 Toren knapp aus, danke an dieser Stelle für den spontanen Support von der Tribüne.

Somit ging es aber immer noch um einen Stockerl-Platz: Die Turnieraustragung 2019 fand eine ideale Abrundung, erneut warteten die zu den Sternen pilgernden Sarner auf der anderen Spielfeldseite. Lange Zeit blieb der Ausgang der Partie offen, in den Schlussminuten war dann aber die Kraftreserve der mit stattlichen zehn Feldspielern agierenden Toggenburger doch etwas grösser, hatte man doch den Vorteil des früheren Halbfinalspiels. Der Präsi und Gitzigätz legten vor, Partyboy konnte mit der Verwertung eines seltenen, weil ankommenden Auswurfs die Entscheidung herbeiführen – böse Stimmen behaupten, dass das Zuspiel nur deshalb angekommen sei, weil der Ball hörbar schon kaputt war. Mit einem 6:3-Erfolg wurde die Bronzemedaille souverän eingeheimst, zum dritten Mal durften die Ostschweizer somit das Treppchen besiegen. Gefeiert wurde der Erfolg mit einem leckeren Eichhof – indessen muss aber schon noch die Abschlussfrage gestellt werden: Warum trinkt die gesamte einheimische Belegschaft vor Ort dann doch lieber Quöllfrisch?

Epilog: Streng, aber schön ischs gsi!

Nach neun Austragungen sind die Toggenburger weiterhin Dauergäste im schönen Kanton Obwalden. Sportlich lief es ausgezeichnet, aber auch das Essen, die Organisation und das ganze Drum und Dran waren wieder vom feinsten – erneut herzlichen Dank an das grossartige OK. Mit blutjungen 25 Jahren durfte der Schreiberling erstmals in Sarnen den Kasten hüten; mittlerweile sind die Knochen etwas gealtert, doch die Freude an diesem Turnier ist weiterhin ungebremst. Die Planungen für die Jubiläumsteilnahme 2020 laufen bereits auf Hochtouren, an dieser Stelle wird natürlich eine VIP-Lounge für all diejenigen, welche an sämtlichen Austragungen teilgenommen haben, wärmstens angeregt.

Ihre Seele chlii la bambele liessen: 1.609km, Anti-Dortmund-Ultra Silverstar, Bollxiger, Colinsensen, Zwickelzwack, Biermin, el Presidente, Poateyboy, Gitzigätz, Kilaim, CH-Michi, Adrian Lewis.