Passend zum Tag der Deutschen Einheit darf die DDR-Hymne den symbolischen Titel für die zweite Runde liefern. Nicht ganz unerwarteterweise war die Dosis von zwei Spieltagen innerhalb von 14 Tagen für die H2-Schar doch etwas gar heftig, folglich meldeten sich mehrere Akteure ab: Der Präsident durfte mit der u21 im Derby die Mutter aller Niederlagen beobachten (galt wohl auch für die u21-Spieler), die beiden Polizisten waren auf der Jagd nach Räuber Hotzenplotz, welcher wieder einmal die Kaffeemühle der Grossmutter gestohlen hatte, und Legolas fehlte schlicht aufgrund eines grippalen Infekts. Zusammen mit den Langzeitverletzten Silverstar und Samwise – letzterer war immerhin mit Nachwuchs auf der Tribüne auszumachen – fehlte da schon mehr als ein Block. Zum Glück entschied sich Jüli zu später Stunde, doch am Floorball-Event zu Weinfelden teilzunehmen. Dadurch wurden die zwei Blöcke komplettiert, auch sollte sich diese weise Entscheidung für Herrn Stadler durchaus lohnen.

Nach argen Wegdiskussionen (über Rossrüti oder über Bronschhofen? Via Zuzwil oder übers Spital?) fanden dann doch alle angekündigten Haudegen den Weg in die Saalsporthalle des Thurgauer Freiheitskämpfers im schmucken Weinfelden. Der letzte Altweiber-Sommertag wurde durch das Storensystem angenehm ausgesperrt, so dass die Aufmerksamkeit voll auf den Spielbetrieb gelegt werden konnte. Bereits mit seiner Schreibarbeit fertig war indessen Herisau-Brüni in der Festbeiz, ihm blieben lediglich der Feldspieler acht. Aufatmen war indessen keineswegs angezeigt: Beim Gang in die Katakomben wurde der Schreiberling – mit seinen zarten 37 Lenzen noch längst nicht in den Top-3 der United-H2-Alterspyramide angekommen – gleich von mehreren in Herisauer Farben Gewandeten gesiezt. Ganz offensichtlich hatte Herisau III das Who-is-Who der Ausserrhödler u21 aufgeboten.

Tatsächlich fanden die Kontrahenten im traditionellen Waschbären-Derby den deutlich besseren Start: Schon nach wenigen Zeigerumdrehungen wurde ein Zuspiel schräg vors Tor zum 0:1 aus unserer Sicht genutzt, kurz darauf fand ein wohl genauso beabsichtigter Ablenker den Weg zum 0:2 in die Maschen. Auch vorne klappte nicht viel zusammen: Allzu oft liefen die Toggenburger auf den Gegner auf oder liessen den Ball im entscheidenden Moment liegen. Die Dynamik und die Intensität wurde irgendwie in der rot gemauerten Garderobe belassen, den Herisauern sollte dies nur recht sein. Kurz installierten sie sich in der United-Abwehr, der graue Spieler mit der auffälligen roten Rückennummer wurde schlicht ignoriert – schon stand es 0:3. Und schliesslich kam es halt wie im Andi-Brehme-Zitat («Haste Scheisse am Fuss, haste Scheisse am Fuss»): Ein Distanzschuss landete via Pfosten und Torhüter-Bein Sekundenbruchteile vor der Pause gar noch zum 0:4 im schon arg strapazierten Gehäuse.

Der Sportchef konstatierte es kurz und treffend: Von A (Adi) bis Z (Zwicker, der fehlte doch schon wieder…) lief alle schief. In einem agrarisch geprägten Verein ist der erfahrene Fan die Tempoaufnahme im Stil eines Dieselmotors gewohnt, doch hier liefen definitiv noch nicht alle Kolben rund. In der zweiten Hälfte wurde das Gezeigte dann doch etwas besser: Joista (Latte und Pfosten), Gitzi (Pfosten) und Tom Thurbo (leeres Tor) näherten sich dem ersten Torerfolg an, doch vorerst blieb es wie verhext. Der Herisauer Hüter zeigte sich in Form und parierte die weiteren gefährlichen Vorstösse. Als dann Pargätz auf 1.609km-Zuspiel doch endlich den (vermeintlichen) Initialtreffer bewerkstelligte, blieben nur noch eine Hand voll Spielminuten auf der Uhr. Alles half nichts: Trotz gesteigerter Kadenz und Replatzierung des Schreiberlings durch einen sechsten Marcel fielen keine weiteren Tore. Clevere Appenzeller besiegten nicht wirklich genügende Toggenburger verdient mit 4:1.

Nun ja, solche Sachen gibt’s. Rasch weiter an den Jassteppich, hier konnte glücklicherweise nur ein Toggenburger gewinnen. Beim fast schon traditionellen 6er-Molotow wogte das Glück hin und her: Nach einem Blitzstart durch den Webmaster drängten sich Sportchef und Capitan zunehmend in den Vordergrund. Schliesslich war es Hügli, welcher mit der üblichen Ein-Spiel-Pause-Regel (Bei Beginn der letzten drei Spielminuten des Vorspiels wird die laufende Runde noch fertiggespielt) triumphieren konnte. Mit einer Mischung aus Schecken und Amüsement wurde parallel beobachtet, wie die Mörschwiler Drachen sich intensiv auf dem Feld einschossen und danach den Pausenplatz mit Power-Yoga beackerten. Dennoch schlich sich leichter Bammel ein: Würde eine Leistung wie im ersten Spiel wirklich genügen, um die wackeren Mannen aus dem Rorschacher Wahlkreis ernstlich zu bedrängen?

Vorerst zeigte sich, dass die Pausen-Kontemplation in keinster Art und Weise den Fokus einschränkte: Gile der Jüngere verlor – natürlich absichtlich – das Anspiel, um den Ball gleich wieder zu übernehmen und an Pit Sahat weiterzuleiten, welcher nach vier Sekunden – diesmal war der Diesel rasch auf Temperatur – die United-Führung bewerkstelligte. Die Dragoner liessen dies nicht lange auf sich bewenden, entwaffneten den wehrlosen Egil-San in den Abwehrreihen und trafen im Nachschuss zum 1:1. Doch nichts da von wegen Aufstecken: Ein sehenswertes, laufintensives Solo des Sportchefs brachte ihm nicht nur einen exakten Hocheckschuss zum 2:1 – Gile wartete am weiten Pfosten vergebens – ein, sondern abends dann auch einen gehörigen Muskelkater. Und als dann Gitzi bei einem der seltenen Toggi-Vorstössen nicht den erwarteten trümmligen Pargätzi-Schuss, sondern einen Pass auf Jüli bevorzugte, drückte dieser doch den Ball eiskalt zur 3:1-Pausenführung über die Linie.

Zwei Längen voraus, die Mörschwiler nervlich angeschlagen und die Schiedsrichter auf 180: Die Stimmung war ausgezeichnet. Zwar wussten die Toggenburger Edelreservisten um den schweinegefährlichen Vorsprung, doch nun offenbarten sie selbst auch Nerven. Nach der Pause hatten die zehn Feldspieler wohl ihre beste Phase, verpassten es jedoch, noch einen Treffer nachzulegen. Stattdessen war die Offensivmaschinerie der Drachen nun besser geölt und verkürzte auf 2:3. Nun wurde es turbulent: 1.609km zollte seinem Einsatz bereits etwas Tribut, nach einem intensiven Zweikampf blieb er auf dem Ball käfergleich liegen und konnte nicht sofort aufstehen. Dass die Schiedsrichter hier just auf ein Bodenspiel und eine folgerichtige Zweiminutenstrafe setzten, empfand unser Sportchef zwar als diskriminierend, setzte sich aber doch artig auf die Strafbank. Die Unterzahl wurde schadlos überstanden, danach war dann gleich ein Drache an der Reihe. Zur allgemeinen Verwunderung erhielt ein Mörschwiler für das Spielen ausserhalb des Spielfeldes eine Zweiminutenstrafe, diese wurde dann eiskalt genutzt: Pit traf im Powerplay auf Zuspiel des nun omnipräsenten Gile zur alten Zweitoreführung. Noch hatten die Mörschwiler nicht aufgegeben, mit ihrem effizienten Forechecking erhaschten sie den Ball, so dass Kellenberger doch endlich sein Trauma überwinden und HJS ein Tor einschenken durfte. Zum Glück hatten die Gegner aber die Rechnung ohne den Julien gemacht: Mit seiner unnachahmlichen Körperhaltung bugsierte er den Ball vor dem Tor über den Keeper hinweg in die Maschen – schon wieder waren die Toggenburger zwei Längen vorne. Trotz vollster Vehemenz und einer weiteren Überzahl (Strafe gegen Eugster, Stockschlag) gelang den Drachen keine Resultatkosmetik mehr.

Die Bilanz dieser Runde fällt mit einem schwachen Auftritt und einer verdienten Niederlage im Derby und einer defensiv geschickten Spielweise und einem Sieg gegen Mörschwil durchzogen, aber eigentlich nicht ganz unerwartet aus. Dank etwas Speck aus der Heimrunde darf United 2.0 weiterhin von der Tabellenspitze grinsen, mathematisch gesehen könnten aber alle Teams bis hinunter zu Tabellenplatz 6 diese Position in der nächsten Runde erben. Erst stehen aber die wohlverdienten Olma-Ferien an, bevor dann die stets unangenehmen Appenzeller und die Remis-Könige aus dem Glarnerland auf die Toggis warten – hoffentlich wieder mit Blaulicht-Unterstützung… Dezimiert auf der Apfellese: Joista, Meile senior, Egil-san Kenobi, Neckertremo, Thömmes Thurbo, Capitano Hügli, Pjotr, Kilae der Ältere, Düli, Gitzigätzi, Frodovic Magnin.