Die Tage werden kürzer, das United-II-Kader dafür länger: Stolze zwölf Feldspieler trotzten den spätsommerlichen Witterungsbedingungen und zogen stattdessen die gelb-grüne Halle zu Hittnau irgendwelchen kontemplativen Sonntagsspaziergängen vor – kraxeln kann man ja noch an Allerheiligen.

Diesmal durften die Toggi-Haudegen wieder auf die Abwehraktivitäten des Südsee-Ferienreisenden Pocahontas zählen, auch Legolas hatte seinen grippalen Infekt erfolgreich auskuriert und wartete – gemeinsam mit dem Erzherzog und Düli-San – mit köstlichem Hopfengebräu auf. Selbst der Präsi hatte sich auf die zweite Partie angekündigt, später dazu mehr (aber nicht viel mehr). Die Schulter des rekonvaleszenten Samwise muss sich indessen noch etwas gedulden, auch der fussgeplagte Silverstar durfte noch nicht ran an die Bouletten – immerhin nahm er seine Rolle als non-playing coach geflissentlich wahr und tobte zuweilen wie Rumpelstilzchen an der Seitenlinie. Leider einmal mehr fehlte die United-Allzweckwaffe Chlörli, offensichtlich war an diesem geruhsamen Sonntag mit vielen Straftaten im unteren Toggenburg zu rechnen. Zu vergleichsweise später Tageszeit ging es los gegen den UH Appenzell, die kleinen Motorsägen waren wie stets bis in die Haarspitzen motiviert.

Zu Spielbeginn stand auf der United-Bank aber erst einmal Sternstunde Philosophie an: Bei zwölf Feldspielern bündelt man diese sinngemäss in zwei Blöcke à sechs Spieler. Da nun aber nicht alle sechs gleichzeitig spielen könnten, es sei denn, man ersetze den Torhüter durch einen solchigen, musste zwangsläufig jeweils ein Akteur pausieren. Arithmetisch korrekt könnte man in dieser Situation also einfach rundum wechseln, so dass jeder Spieler gleich viel Eiszeit erhalten würde. Dies war just die Idee von Gitzigätzi, beim Sportchef traf diese aber nicht auf sonderlich viel Gegenliebe. Ein Versuch von Michi «Sokrates» Bolliger zur Schlichtung wollte nicht wirklich gelingen, schliesslich setzten sich dann aber doch Erfahrung und Pfunde beim Wechselprinzip durch.

Sportlich gings eigentlich gar nicht so schlecht los: Ein leicht übermütiger Appenzeller fasste schon rasch eine erste Strafe, so dass die United-Pläuschler ihr Überzahlspiel aufziehen konnten. Doch offensichtlich hatten die intensiven Trainingseinheiten in dieser Disziplin nicht gefruchtet: Ein tiffiger Innerrhödler entwischte doch frech dem Sportchef mitsamt Ball und traf solo zur frühen Führung. Gut, wenn man da nicht nur einen oder zwei, sondern gleich drei Kellerkinder in seinen Reihen weiss. Alphabetisch in der Mitte befindet sich Thomas – ebenso mittig befand sich rasch der Ball zum temporären Ausgleich. Doch ganz offensichtlich waren die Sioux trotz längerem Anfahrweg besser im Strumpf: Mit zwei verdeckten Abschlüssen und guter Screening-Technologie stellten sie die von der Bank aus kaum zu entziffernde Matchuhr auf 1:3 aus Toggenburger Sicht. Nun endlich fühlten sich auch die Thurtaler in ihrer Ehre gekränkt und legten eine Schippe nach. Mit dem 2:3 verdoppelte erst Tom Turbo seine heutige Toreausbeute, die Vorlage kam von Pit Abdi. Wenig später war dann das Spielgeschehen schon wieder ausgeglichen, Gitzi traf sehenswert zum 3:3, den Ball erhielt er vom United-Hobbybogenschützen. Etwas dämlich handelte man sich dann aber doch noch den Pausenrückstand ein: Ein Distanzschuss der Unihockeylegende Ernst Widmer wurde vom tapferen Schreiberlein nur seitlich abgelenkt – und danach waren die Appenzeller schlicht schneller am Ball, mit dem Pass und mit dem Abschluss.

Naja, bei einem so an Toren reichen Spiel sollte dieser Rückschlag zu verkraften sein. Mit besserer Disziplin und mehr Verve sollte die Abwehrarbeit verrichtet werden, und vorne hilft der liebe Gott – dies die Fussballweisheiten, welche sich Trainer Silvie wohl vom GER-Rekordmeister abgekupfert hatte und nun auf der Bank zum Besten gab. Tatsächlich waren Ansätze im zweiten Umgang durchaus vorhanden: Hinten hatte man den Gegner nun besser im Griff, vorne kursierte die Kugel munter durch die mannigfaltig zusammengewürfelten United-Sturmreihen. Besonders wohl schien sich hier Kilae der Ältere zu fühlen, er baute nicht nur ein Zelt, sondern eine veritable Zeltstadt hinter dem UH-Appenzell-Gehäuse auf. Helfen tat das indessen nicht, deshalb soll die Geschichte an dieser Stelle abgekürzt werden: Tore fielen hüben wie drüben keine mehr, selbst eine Last-Minute-Reduktion auf sechs Recken ohne HJS brachte das dringend benötigte Toggi-Tor nicht mehr ein. Knapp geschlagen bringt leider keine Punkte, aber zumindest war die Leistung im zweiten Umgang besser, so dass von einer weiteren Steigerung ausgegangen werden durfte.

Unmittelbar nach dem Spiel taten sich aber rasch weitere und ärgere Probleme auf: Nur zwei kleine Tischchen standen in der Pumas-Festbeiz, welche zudem schon vollends mit Glarnern besetzt waren. So kamen die Mondlichtkinder der United-Beta doch noch zu etwas Sonnengenuss: Auf der Sonnenseite der Halle, archaisch auf dem Boden hingesetzt wurde die übliche Molotow-Runde gestartet. Mustergültig starteten hier Remo und Joista, während Julie schon früh einen Betrug witterte und am Jurytisch den Protest hinterlegte – Rafael Brägger wird sich von Verbandsseite dieser Vorkommnisse annehmen. Schliesslich war es dann Jan Gileman, welcher am ehesten das Zeitliche segnete, während sich Bodo Beutlin klammheimlich im Fahrwasser der zuvor Genannten vorbeimanövrierte und – endlich – den ersten Jasspunkt der Saison einheimsen durfte.

Nur allzu bald drohte schon das nächste Spiel. Rasch wurde der Sand aus den auf dem Teerboden eingeschlafenen Beine geschüttelt, schliesslich warteten die lauffreudigen Hurricanes aus dem Glarnerland auf die muntere Schar aus dem Toggenburg. Immerhin hatte sich die Strategie «Jassen bis zur letzten Minute» in der vorausgegangenen Runde bewährt – warum sollte dies heute anders sein?

Gross aufwachen lag in diesem Spiel definitiv nicht drin: Die inoffiziellen Könige der Remis-Spiele aus dem Glarnerland legten los wie die Feuerwehr, Meteorologen registrierten locker eine Stärke 3-4 auf der Saffir-Simpson-Skala. Die Toggenburger bewegten sich grösstenteils in der eigenen Platzhälfte, doch ganz offensichtlich munden ihnen solche Spiele: Schuss um Schuss wurde geblockt, insbesondere Pocahontas wurde fast aus jeder möglichen Richtung abgeschossen. Den Rest hielt der schreibende Torhüterling, so dass sich die Ziger-Aficionados vorerst die Zähne am United-Abwehrriegel ausbissen. Mit zunehmender Spieldauer gelangen dann auch die ersten eigenen Offensivbemühungen, insbesondere Gitzi schien trotz neuerdings kürzerer Nächte gehörig Power auf den Kesseln zu haben. Tatsächlich war es er, welcher in dieser Partie den Initialtreffer erzielen konnte: Ein Ball von Negli-san wurde von ihm aus vergleichsweise grosser Distanz, aber äusserst präzise am nahen Pfosten vorbei in die Maschen befördert. Unglücklicher und deutlich kürzer war da der Auftritt des Präsi: Schon bei den ersten Einsätzen verletzte er sich abseits des Spielgeschehens, so dass die Martin-Silvestri-Blockrotationen (von zwei Blöcken auf drei Sturmlinien und wieder zurück) in rascher Abfolge umgesetzt werden mussten. Am Resultat änderte sich bis zum geistigen Seitenwechsel nichts: Die Toggenburger blieben in den ersten 20 Minuten schadlos und konnten Umgang zwei mit Minimalvorsprung angehen.

Vorerst sollte sich auch hier wenig ändern: Die United-Pläuschler wehrten sich mit Händen und Füssen und teilweise auch mit wenigen Stockschlägen, die Glarner traten ihnen aber vehement entgegen und zeigten ein kerniges Körperspiel. Trotz Abwehrschlacht tauchten die Toggenburger nun häufiger in der westlichen Platzhälfte auf, scheiterten aber mit den eigenen Vorstössen. Wohl die gefährlichste Aktion durfte sich Pit Sahat notieren lassen, allerdings kam er nicht in die Abschlussposition – aus 30 Metern sah es kurz so aus, als wolle er mit dem Ball im gegnerischen Slot Gassi gehen. Schon liefen die effektiven Spielminuten, als die Hurricanes dann doch noch reüssierten. Besagter Abdi stand am Anfang, sein Wettkampfscheit wurde bei einem Glarner Abschlussversuch direkt ins Pfefferland befördert. Auf der Suche nach besagtem Gerät fehlte er in den Abwehrreihen, so dass ein freistehender Glarner 90 Sekunden vor Schluss den möglichen Shutout zerstörte und das fast schon obligate Remis herbeiführte. Nun: So gänzlich ungerechtfertigt war dieser Ausgleich sicherlich nicht, aber so kurz vor Spielende schmerzt es eben doch etwas.

Gut, dass es das Schwung-o-Meter auf der Emotion-Page nicht mehr gibt: Die Toggenburger Hobbytruppe wäre hier klar auf dem absteigenden Ast. Mitten im Verfolgerpulk aus gleich vier Mannschaften (guete Pulk!) stehen ihnen nun die roten Löwen aus Frauenfeld vor der Sonne. Schon in vier Wochen steht die erste Verbesserungsmöglichkeit an: Im mondän-malerischen Mörschwil warten dann besagte Löwen sowie ZuWu auf die Toggis. Und leise schwingt die Hoffnung mit, in winterlichen Gefilden wieder einen Skifahrer zwischen den Obstbäumen erhaschen zu können…

Wer hat an der Uhr gedreht? 1.609km, Erzherzog, Egil, Pocahontas, Tömmes Turbo, Pjotr, Capitano Hügül, Neckertremo, Schiri Bollinger, Julian, Gitzigätzi, Stadler-Simon, El Presidente, ich.