Was für ein Sonntag: Erst durfte man Odi beim Heizen und Jubeln zusehen, danach stand dann quasi als Verdauungsspaziergang noch der Weg nach Pfäffikon ZH an. Gleich 16 muntere Feldspieler-Recken liessen sich dieses Gaudi nicht entgehen, tatsächlich fanden auch alle (fast) auf Anhieb die richtige Halle im richtigen Pfäffikon. Diese Kadertiefe konnten die Toggenburger Edelreservisten gut gebrauchen: Mit der Märchler Beta und Herisau III wartete doch die versammelte Tabellenspitze auf die Chnebler aus dem Tal der heulenden Winde.

Rasch wurden drei Blöcke zusammengewürfelt – Patelli fasste die undankbare Aufgabe des zehnten Stürmers – und schon ging es los gegen die Red Devils. Deren Start war wahrlich teuflisch: Da sie bereits eine Partie in ihren Knochen hatten, liessen sie den Ball auf dem im Vergleich zum Rietstein arg klebrigen Boden ansehnlich zirkulieren. Den United-Kämpen blieb vorerst nur das Staunen und Hinterherrennen übrig. Nach einem Ballverlust im Aufbau spielten gleich drei Märchler den United-Keeper schwindlig, auch beim 2:0 kurze Zeit hernach blieb ein Schwyzer komplett ungedeckt. Glücklich darf man da sein, wenn man einen Choller in seinen Reihen weiss: Noch vor der Pause grabschte er sich die Kugel, zog ohne Vorlage in Richtung Gehäuse und bewerkstelligte den Anschluss.

Pause, Zeit für den Auftritt des Zen-Meisters Meile: Artig zuhörend entnahm die Spielerbank seinen Worten, dass ein 2:1-Vorsprung der gefährlichste Eintorevorsprung überhaupt sei und die Gegner sicherlich nicht dieser Tatsache gewahr wurden. Einmal mehr sollte er Recht behalten – allerdings brauchte es dafür doch noch den einen oder anderen Umweg.

Ohne Seitenwechsel ging es weiter. Nach wie vor führten die Red Devils II die feinere Klinge, das 3:1 aus ihrer Sicht fiel nicht unerwartet. Doch allmählich kamen nun auch die Toggis ins Fahrwasser. Noch-Präsi Rust liess wieder einmal sein Genie aufblitzen, auf Vorlage von Tom Turbo brachte er die United II mit präzisem Abschluss wieder heran. Kurz danach zauberte auch Chlörli wieder: Erneut ohne Assist führte er den Ausgleich herbei. Nun waren die Märchler doch etwas in ihrer Ehre gekränkt, ein Angriffsfurioso und eine erneut mediokre Abwehrvorstellung führte zum neuerlichen Führungstreffer der Schwarz-Roten. Aber Choller wollte heute einfach nicht gegen March verlieren: Zwar war das Zuspiel von Pit Sahat etwas steil, doch glücklicherweise konnte er den Ball knapp vor dem heraushechtenden Keeper erwischen und elegant über ihn hinwegbugsieren. Das Spiel blieb auch in der Schlussphase turbulent, so dass die Pulk-Bildung vor beiden Toren Silvestrische Züge erhielten. Davon profitierte für einmal der Erzherzog: Aus grosser Distanz avisierte er den flachen, offenen, weiten Pfosten und war mit seinem Abschluss erfolgreich; nur neidische Stimmen bemängeln hier, dass er eigentlich lediglich einen Pass spielen wollte. Nun war das Resultat endgültig gekippt, nicht aber das Momentum: Mit grosser Vehemenz strebten die Altendorfer auf das United-Tor, glücklicherweise war aber das Besagte (sic!) in Topform: Gleich zwei brandgefährliche Abschlüsse wurden durch dessen Pfosten erfolgreich pariert. Somit waren die ersten zwei Punkte eingetütet, ab zum Pausenjass.

Nur ein Spiel Pause gemahnt zur Eile, entsprechend wurden die 36 Kartons rasch poliert und verteilt. Im Tempo-Molotow sah lange alles nach einem gemütlichen Vollerfolg für den Schreiberling aus, doch Neckertremo lauerte aus guter Position. Als dann die fünftletzte Spielminute der Vorpartie die letzte Hand ankündigte, schlug er eiskalt zu. Mit dem Minimalvorsprung von einem Zähler heimste er so kaltblütig den nächsten Jasspunkt ein.

In abendlicher Dämmerstimmung erwarteten die zahlreich mitgereisten Fans von nah und fern den zweiten Clásico der Saison. Die Herisauer konnten mit einem ähnlichen Schlussfurioso ihre erste Tagespartie gewinnen, waren durch eine längere Jasspause besser erholt, verfügten aber für einmal nicht über die gleiche Manpower wie die United-Reserve. Der Start ging für die St. Galler jedenfalls schon einmal gründlich in die Hosen: Ein Ballverlust hinter dem eigenen Tor ermöglichte gleich drei Herisauern ein munteres Zusammenspiel und daraus folgend das 1:0. Kurze Zeit später war Necki 2.0 ganz offensichtlich noch im Jassmodus, düpierte er doch den eigenen Torhüter und Jassrivalen mit einem präzisen Schultertreffer zum 2:0. Doch in so einem Derby findet man rasch die Motivation wieder, besonders die aus zig Begegnungen gestählten Routiniers blühten nun sichtlich auf: Joista lancierte Präsi Rust mustergültig, dieser traf sehenswert zum 1:2. Und noch vor der Pause schlug auch El Capitan zu, mit einem klassischen, in vielen Donnerstagstrainings eingeübten Halbvolley führte er den Ausgleich herbei.

In der Pause wurden erst einmal die beiden tollen Treffer ausgiebig gefeiert, nach dem geistigen Seitenwechsel musste aber der Fokus schnell wieder gefunden werden. Etwas lauffaul war der Auftritt in Umgang eins schon noch, hier war dringend Besserung angesagt.

Vorerst ereignete sich wenig Zählbares. Töbeli wollte im Gegensatz zum ersten Spiel nicht ganz so viel gelingen, da kam eine Überzahl durchaus zum richtigen Zeitpunkt. Diese blieb leider ungenutzt, kurz hernach traf dann aber Gitzigätzi auf Zuspiel von Cörs, zumindest Letzterer verzichtete Itten-like auf einen allzu ausgelassenen Jubel. Noch war der Erfolg aber keineswegs in trockenen Tüchern, in den Schlussminuten blühten die Ausserrhödler nochmals auf. Mit vollem Einsatz und dem einen oder anderen leichten Stockschlag blieb weiteres Ungemach aber vorerst fern. Etwas überhart, aber unglücklich wurde ein Herisauer in dieser Phase von United II von den Beinen geholt, stellvertretend sei hier Hess eine gute Genesung und rasche Rückkehr aufs Feld gewünscht. Die Herisau-Gamma setzte in den Schlussminuten alles auf eine Karte und agierte ohne Schlussmann, diese Massnahme zahlte sich tatsächlich aus: Im grossen Trubel vor dem Gehäuse fand der Ball irgendwie doch noch den Weg über die Linie. Zwar ist ein Ausgleich zu später Stunde immer schmerzhaft, insgesamt dürfte die Punkteteilung dennoch verdient sein, zumal der UHC Herisau drei Sekunden vor Spielschluss noch eine dicke Gelegenheit ungenutzt liess.

Drei Punkte aus zwei Spielen sind immer erfreulich, zumal der heurige Punktequotient doch noch etwas unter diesem Wert liegt. Tabellarisch sind die Auswirkungen auf den ersten Blick dramatisch: Mit zwei Siegen wäre United Toggenburg II auf die zweite Tabellenposition geklettert, so verbleibt man auf Platz fünf. Umgekehrt illustriert dies aber auch die knappe Situation an der Spitze: Zwischen March II (Leader) und den Glarner Hurricanes (Position sechs) liegen lediglich drei Punkte. In den anstehenden Runden scheint also noch vieles möglich zu sein, weiter geht es schon in zwei Wochen, in der Halle für Alle warten dann die Jets II sowie Flims-Trin auf.

Wer trinkt Schüga im Zwei? 1.609km, Jörgerl Watumba, Tom Turbo, Pjotr, Rüstü, Rodolfo, Neckertremo, Chlörli, Samwise, Balotelli, Egil-San Bärentöter, silbriger Stern, Celui de Pagrüeg, der reinliche Robin, Quors, Commander cool; ohne Schüga, aber auch sonst bierselig: Käpt’n Hugi; Capo Einschiessen: Livio.